02 - Wolfsjagd by Jim Butcher

02 - Wolfsjagd by Jim Butcher

Autor:Jim Butcher [Butcher, Jim]
Die sprache: deu
Format: epub


18. Kapitel

Ich versuchte, meinen betäubten Körper zu einer Reaktion zu bewegen, ich wollte aufstehen und das letzte bisschen Magie abfeuern, das mir noch zur Verfügung stand, um Murphy zu beschützen, ganz egal, welche Konsequenzen es hatte. Es gelang mir nicht.

Viel schneller, als ich es bei einem so riesigen Untier erwartet hätte, stürzte der Loup-garou den Gang herunter. Seine Krallen bohrten sich in die Bodenfliesen, als bestünden sie aus weichem Lehm. Rings um das Biest wackelten die Wände, als reichte seine bloße Gegenwart schon aus, um die reale Welt erbeben zu lassen. Speichel, mit Blut vermischt, tropfte aus seinem schäumenden Maul, und in den grünen Augen loderte eine höllische Wut. Murphy, die sich zu ihrer vollen Größe von etwas mehr als anderthalb Metern aufgebaut hatte, war kleiner als der Loup-garou, die Augen der beiden waren auf gleicher Höhe. Sie hatte wieder Jeans und Wanderschuhe angezogen, dazu ein Flanellhemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt waren, und ein Halstuch. Make-up und Schmuck trug sie nicht, ihre Ohrläppchen wirkten ohne Ohrringe seltsam nackt und verletzlich. Eine Strähne ihrer wilden Kurzhaarfrisur fiel ihr in die Augen, und während sie die Waffe hob, schob sie die Unterlippe vor, schnaufte und blies die Strähne weg. Als der Loup-garou noch etwa zehn Meter entfernt war, begannsie zu schießen – es war sinnlos. Das Biest hatte gerade vorher ohne sichtbare Wirkung mehrere Kugeln in den Kopf bekommen.

In diesem Augenblick bemerkte ich drei Dinge. Erstens benutzte Murphy nicht den gewohnten großkalibrigen Colt Halbautomatik. Ihre Waffe war kleiner und schmaler und mit einem Zielfernrohr ausgerüstet. Zweitens erklang beim Abfeuern eher ein helles »Peng-peng«, statt des dumpfen »Wumm-wumm«. Drittens floss Blut, als die erste Kugel die Brust des Loup-garou traf. Das Ungeheuer hielt tatsächlich inne und bäumte sich auf, als sei es überrascht. Die nächsten beiden Kugeln verletzten ein Vorderbein, das einknickte und sein Gewicht nicht mehr tragen wollte. Das Untier knurrte und rollte sich ab, dann senkte es den Kopf und brach einfach durch die Wand in den dahinter liegenden Raum durch.

Murphy und ich standen auf dem Flur in einer Staubwolke. Im Hintergrund heulte immer noch der Alarm. Sie hockte sich neben mich. »Dabei habe ich Tante Edna gesagt, diese Ohrringe könnte ich im Leben nicht gebrauchen«, murmelte sie. »Mein Gott, Dresden, Sie sind ja voller Blut. Wie schlimm ist es denn?« Sie schob die Hand durch einen riesigen Riss des blauen Overalls, den ich noch gar nicht bemerkt hatte, und tastete meine Brust und die Schultern auf Blutungen ab. »Übrigens, Sie sind verhaftet.«

»Geht schon, geht schon«, keuchte ich, als ich wieder atmen konnte. »Was, zum Teufel, ist hier eigentlich passiert? Und wie haben Sie das gemacht?«

Murphy stand wieder auf, hob die Waffe und marschierte zum Loch, das der Loup-garou in die Wand gerissen hatte. Wir konnten ein Krachen, ein dumpfes Poltern und ein böses Knurren auf der anderen Seite hören. »Sie haben das Recht zu schweigen. Was glauben Sie denn, was passiert ist, Sie Trottel? Ich habe Ihren Bericht gelesen. Für die Schießwettbewerbe stelle ich meine Patronen selbst her, und gestern Abend habe ich ein paar silberne Kugeln gegossen.



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